Gerda Stauner

Quelle: Wikipedia

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Gerda Stauner – Erzählerin der Oberpfalz und Chronistin gelebter Geschichte
Eine Stimme aus Regensburg, die Geschichte zu Gegenwart macht
Gerda Stauner gilt als eine der prägenden Erzählerinnen zeitgenössischer bayerischer Literatur. 1973 in Seubersdorf in der Oberpfalz geboren, lebt die Schriftstellerin heute in Regensburg und verbindet in ihren Romanen historisches Wissen mit lebendigen Figuren, präziser Beobachtung und einer ruhigen, eindringlichen Sprache. Ihre Musikkarriere gibt es nicht – doch ihre Bühnenpräsenz als Lesende, ihre künstlerische Entwicklung als Autorin und Dramaturgin sowie ihr Gefühl für Rhythmus, Tempo und Pausen im gesprochenen Wort prägen jede Lesung. Wer Stauners Texte hört oder liest, erlebt Literatur als klingende Erinnerung, als Komposition aus Heimat, Identität und Wandel, getragen von fundierter Recherche und erzählerischer Wärme.
Bekannt wurde Stauner mit ihrer Oberpfalz-Trilogie, die zwischen 2016 und 2019 erschien und Familiengeschichten mit lokalhistorischen Ereignissen verwebt. 2025 folgte der Roman „Wo ist dieses Glück noch mal?“, der die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Stadtflucht und Landnähe mit einem aktuellen Blick erzählt. Neben Prosa schreibt sie Theaterstücke, Hörspiele und kuratiert Lesungen; zudem hostet sie gemeinsam mit Petra Bartoli y Eckert den Podcast „Bayern kurios“ – ein Format zwischen Kulturjournalismus, Regionalgeschichte und pointiertem Storytelling.
Wurzeln, Wege, Wendepunkte: Biografische Grundtöne
Aufgewachsen in der ländlichen Oberpfalz, prägt Stauner eine doppelte Perspektive: der Blick von innen auf ländliche Lebenswelten und der Blick von außen aus dem urbanen Regensburg. Nach Stationen in Redaktion und Rundfunk studierte sie Betriebswirtschaft in Rosenheim. 1999 zog sie nach Regensburg und führte bis 2007 ein Themenhotel am Alten Kornmarkt – einen kulturellen Treffpunkt, in dem Künstlerinnen und Künstler ein- und ausgingen. Diese Nähe zu Kunst, Musik und Kabarett nährte ihre künstlerische Entwicklung und schärfte ihren Sinn für dramaturgische Spannungsbögen, Dialoge und Atmosphäre. Später begann sie, begleitet von literarischen Mentorinnen, konsequent zu schreiben und eigene Lesungen sowie Leseformate zu entwickeln.
Die frühe biografische Erfahrung – Geschichten der Großeltern über Kriegsende, amerikanische Besatzung, Umbrüche in der Region – wurde zu einem inneren Archiv. Daraus schöpft ihre Prosa: Erinnerungen als Klangraum, Zeitgeschichte als Motiv, Herkunft als Thema. Stauner hält fest, wie Landschaften Menschen formen und wie Menschen ihre Landschaften erzählen.
Begegnung mit dem Publikum: Anfänge und literarischer Durchbruch
Ihr Debütroman „Grasmond“ (2016) markiert den Beginn einer klar erkennbaren Handschrift: historisch grundiertes Erzählen, präzise Figurenzeichnung, eine sorgfältige Komposition von Zeit- und Erzählebenen. Mit „Sauforst“ (2017) vertiefte sie das Motiv der Herkunft, indem sie eine Vatersuche zur poetischen Topografie von Heimat und Identität ausbaute. „Wolfsgrund“ (2019) führte diese Linie zu einem dramatischen historischen Knotenpunkt: Vertreibung und Verlust von Heimat in der Oberpfalz, ausgelöst durch militärische Nutzung von Land – ein Thema, das Stauner mit dokumentarischer Genauigkeit und literarischer Empathie verband. Diese drei Romane bilden zusammen eine Oberpfalz-Trilogie, die regionale Geschichte literarisch verdichtet und über das Lokale hinausweist.
Die Resonanz war entsprechend: Medien und Kulturinstitutionen würdigten Stauners Fähigkeit, kollektive Erfahrung über individuelle Schicksale hör- und sichtbar zu machen. Die Autorin erhielt 2018 den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg – ein Ausrufezeichen für eine Musikkritikerin? Nein, für eine literarische Stimme, die Takt und Timing beherrscht wie eine erfahrene Komponistin des Erzählens. Ihre Lesungen entwickelten sich zur Bühne, auf der sie mit feinem Gespür für Stimme, Dynamik und Pausen arbeitet.
Die Oberpfalz-Trilogie: Themen, Formen, historische Tiefenschärfe
„Grasmond“ legt das Grundmotiv an: Wie schlägt Vergangenheit in Gegenwart? Stauner kombiniert Recherche, Oral History und ein Arrangement aus wechselnden Perspektiven. „Sauforst“ erweitert den Familienkosmos und entwirft ein Motivgeflecht aus Arbeit, Industrialisierung, sozialem Aufstieg und emotionaler Topografie. „Wolfsgrund“ schließt die Trilogie mit einer radierten Intensität, die literarische Gestaltung und dokumentarisches Material ineinanderführt. Komposition und Arrangement folgen einer inneren Dramaturgie: Kapitel als Sätze, Motive als Leitmotive, Figuren als Instrumente, die in Dialog treten. So entsteht eine Erzählpartitur, in der die Oberpfalz nicht Kulisse, sondern Klangkörper ist.
Die Trilogie zeigte, wie regionale Literatur Gegenwart politischer und sozialer Fragen mitschwingen lässt: Eigentum, Erinnerungskultur, Raumkonflikte, Migration im Inneren des Landes. Stauner schreibt dabei ohne Pathos und mit großer Aufmerksamkeit für Alltagssprache und Dialektnähe – stilistische Entscheidungen, die Authentizität erzeugen, ohne Folklore zu bedienen.
Neue Wege: Hörbuch, Theater, Podcast
Mit der Hörbuchfassung von „Wolfsgrund“ (2021) öffnete Stauner ihr Werk für das akustische Erzählen. Die Produktion unterstreicht, wie sehr ihre Prosa von Rhythmus und Stimmführung lebt. Dramaturgische Erfahrung sammelt sie zudem mit eigenen Theatertexten. 2024 wurde ihre Textfassung der „Schatzinsel“ vom Cantemus Chor in Regensburg uraufgeführt – ein Transfer klassischer Stoffe in die Gegenwart, der Stauners Sinn für kollektives Erzählen und chorische Formen unterstreicht. Der Umgang mit Stimmen, Chören und Szenen erinnert an die Kunst eines Arrangements: Motive werden gesetzt, Stimmen verschränkt, Dynamiken moduliert.
Seit 2024/2025 führt sie gemeinsam mit Petra Bartoli y Eckert den Podcast „Bayern kurios“. Hier bündelt Stauner kulturhistorische Recherche, Reportage-Sensibilität und erzählerisches Timing zu hörbaren Miniaturen bayerischer Kuriositäten. Das Format erweitert ihre Bühne – von der Lesung zum Mikrofon, vom Buch zum dialogischen Erzählen, von der Region in die Welt des On-Demand-Audios.
Stilanalyse: Sprache, Form, erzählerische Technik
Stauners Prosa entfaltet Sog aus Ruhe. Ihre Sprache arbeitet mit feinen Tempowechseln, konkret gesetzten Details und beiläufigen, doch exakt beobachteten Gesten. Kompositorisch nutzt sie Zeitsprünge, Parallelmontagen und wiederkehrende Motive, die wie Refrains wirken und Erinnerung strukturieren. Historische Recherche bleibt stets spürbar, drängt sich jedoch nie über die Figuren. Ihre Dialoge atmen Alltag; ihre Beschreibungen verdichten Landschaft zu Bedeutungsträgern. Diese Kombination aus dokumentarischer Genauigkeit, poetischer Verdichtung und dramaturgischer Stringenz macht die Texte zugleich zugänglich und langlebig.
Auch in aktuellen Stoffen – etwa „Wo ist dieses Glück noch mal?“ (2025) – bleibt diese Handschrift prägnant: Stadt-Land-Gegensätze, die Dynamik von Beziehungen und die Frage nach dem richtigen Maß an Nähe und Distanz. Stauner komponiert solche Themen mit leisem Humor, Empathie und einem Blick für Widersprüche, der nie den Ton der Figuren verrät.
Rezeption, Auszeichnungen, kulturelle Einordnung
Der Kulturförderpreis der Stadt Regensburg (2018) würdigt Stauners literarisches Schaffen und Engagement im Kulturleben. Nominierungen und Auszeichnungen in den Folgejahren unterstreichen die Kontinuität ihrer Arbeit, die sich nicht nur auf Bücher beschränkt, sondern Leseförderung, Schulprojekte und kulturelle Bildung einschließt. Presseberichte heben wiederholt hervor, wie souverän Stauner historische Stoffe vergegenwärtigt und dabei eine starke regionale Stimmenlage pflegt, ohne sich zu verengen. In der Literaturgeschichte der Oberpfalz reiht sie sich damit – wie Fachbeiträge betonen – in eine Tradition ein, die von Autorinnen und Autoren getragen wird, welche Region als Resonanzraum großer Themen begreifen.
Für Musikliebhaber mag diese Rezeption an die Kritik hochkarätiger Feuilletons erinnern: Es geht um Timing, Dynamik, Klangfarben – in Stauners Fall in Sprache und Form. Diese Übertragbarkeit erklärt, weshalb ihre Lesungen eine Bühne für Intensität sind und ihr Werk disziplinübergreifend wahrgenommen wird.
Kulturelles Engagement und Vermittlung
Stauner entwickelt Schreibwerkstätten für Jugendliche, begleitet Projekte der Lese- und Schreibförderung und kooperiert mit Bibliotheken, Schulen und Kulturinstitutionen. Diese Arbeit schafft Räume, in denen junge Stimmen ihre eigene Erzählpartitur finden. Der Transfer ihrer Expertise aus Recherche, Komposition und Dramaturgie in die Bildungsarbeit stärkt kulturelle Teilhabe – ein nachhaltiger Beitrag zur literarischen Infrastruktur der Region. Zugleich bespielt sie mit Theater- und Chorprojekten Schnittstellen zwischen Literatur, Musik und Bühne.
Ihre Musikalität des Erzählens spiegelt sich besonders in dialogischen Formaten. Der Podcast fungiert hier als Labor für Tonalität, Rhythmus und Struktur. So entsteht eine erweiterte Praxis der Autorinnenschaft: Schreiben, Sprechen, Inszenieren – eine künstlerische Entwicklung, die das Publikum unmittelbar einbezieht.
Aktuelle Projekte, Veröffentlichungen und Touraktivitäten (2024–2026)
2024 stand die Uraufführung ihrer „Schatzinsel“-Fassung in Regensburg im Zeichen einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Chor und Bühne. 2025 erschien „Wo ist dieses Glück noch mal?“ im Gmeiner Verlag; begleitend unternahm Stauner eine Lesereise mit Stationen in Regensburg und der Region. Der Podcast „Bayern kurios“ veröffentlichte 2024 und 2025 monatliche Folgen und geht ab Winter 2025/2026 in die dritte Staffel – ein Hinweis auf die wachsende Hörerbindung. Parallel arbeitet Stauner an einem neuen Theaterstück über die Kaufmannsfamilie Eilles mit Premiere bei den Burgfestspielen in Vilseck im Juni 2026. Für März 2026 ist zudem der Roman „Das kleine Hotel am Getreidemarkt“ angekündigt – eine Erzählwelt, die Stauners eigene Hotelerfahrungen literarisch transformiert.
Diese Projektarchitektur zeigt eine Autorin, die ihre Diskographie – genauer: Bibliografie – kontinuierlich erweitert, Formate variiert und Themenlagen überprüft. Das Ergebnis ist ein konsistentes Œuvre mit offenem Ende, anschlussfähig für Lesungen, Bühnenbearbeitungen und Audioformate.
Bibliografie (Auswahl)
– Grasmond (2016): Zeitgeschichtlicher Roman, der die letzten Kriegstage mit den 1970er-Jahren verschränkt und Fragen nach Verantwortung und Erinnerung verhandelt.
– Sauforst (2017): Familienroman über Herkunft, Industrialisierung und die Suche nach Zugehörigkeit – ein Panorama von Arbeit, Sprache und Sozialstrukturen.
– Wolfsgrund (2019): Eine Spurensuche zu Vertreibung, militärischer Nutzung von Land und den langfristigen Wellen historischer Entscheidungen in Biografien.
– Wo ist dieses Glück noch mal? (2025): Gegenwartserzählung über Stadtflucht, Landnähe und die Tücken von Gerüchten, Bedürfnissen und Beziehungen.
Ergänzend: Hörbuchfassung von „Wolfsgrund“ (2021), Theatertexte, Hörspiele, Anthologiebeiträge und die stetige Arbeit am Kulturpodcast „Bayern kurios“.
Fazit: Warum Gerda Stauner jetzt lesen – und live erleben?
Weil sie Geschichte und Gegenwart in eine klare, warme, zugewandte Sprache überführt. Weil sie zeigt, dass Heimat kein Stillleben, sondern Bewegung ist. Weil ihre Romane wie gut gebaute Kompositionen funktionieren: Themen kehren wieder, Motive verändern Farbe, Figuren führen das Motiv weiter – und am Ende klingt etwas nach, das größer ist als die einzelne Szene. Ihre Lesungen besitzen Bühnenpräsenz, ihre Theatertexte öffnen zusätzliche Perspektiven, ihr Podcast trainiert das Ohr für regionale Kultur. Wer Literatur als Erfahrung sucht, die zugleich präzise und menschlich bleibt, wird bei Gerda Stauner fündig. Empfehlung: Unbedingt live erleben – die Intensität ihrer Stimme, die Ruhe ihrer Pausen und die Nähe zum Publikum machen den Unterschied.
Offizielle Kanäle von Gerda Stauner:
- Instagram: Kein offizielles Profil gefunden
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Quellen:
- Wikipedia – Gerda Stauner
- Gerda Stauner – Offizielle Website
- Literaturportal Bayern – Autorenprofil
- Gmeiner Verlag – Autorenseite und Veranstaltungshinweise
- Süddeutsche Zeitung – „Ihrer Heimat entrissen“ (Rezension/Feature)
- Stadt Regensburg – Kulturförderpreis (Übersicht)
- Apple Podcasts – Bayern kurios (Gerda Stauner & Petra Bartoli y Eckert)
- Podigee – Bayern kurios (Podcast-Seite)
- Stadt Regensburg – Lesung „Wo ist dieses Glück noch mal?“ (19.03.2025)
- Wikipedia: Bild- und Textquelle
