Martin Rassau

Quelle: Wikipedia

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Martin Rassau – Der fränkische Verwandlungskünstler zwischen Kabarett, Komödie und Theaterleitung
Vom Fürther Bühnenwunder zum bayerischen Kulturgesicht: Warum Martin Rassau das Lachen kuratiert
Martin Rassau, geboren am 3. Januar 1967 in Fürth, steht für eine Musikkabarett- und Comedy-Kultur, die Herz, Handwerk und Heimat verbindet. Seit den frühen 1990er-Jahren prägt er gemeinsam mit Volker Heißmann als kongeniales Duo die fränkische Kabarettlandschaft – mit rasanter Bühnenpräsenz, pointiertem Timing und einer künstlerischen Entwicklung, die vom Kleinbühnen-Experiment bis zur Leitung eines ganzen Theaterhauses reicht. Als Mitgründer und Betreiber der Comödie Fürth verwandelte Rassau ein Jugendstildenkmal in eine lebendige Produktionsstätte für Unterhaltung und Boulevard – ein Ort, an dem Komposition von Sketchen, sprachliche Feinarbeit und szenische Arrangements zu einem unverwechselbaren Markenzeichen verschmelzen.
Ob als spitzzüngige „Waltraud“ in Travestie, als Regisseur, Autor oder Gastgeber: Rassau verkörpert die Vielseitigkeit eines modernen Entertainers. Auszeichnungen wie der Bayerische Verdienstorden und – gemeinsam mit Heißmann – der Karl-Valentin-Orden unterstreichen die Autorität, die er sich durch kontinuierliche Qualität, kulturellen Einfluss und geerdete Publikumsnähe erarbeitet hat. Die Summe dieser Stationen macht Martin Rassau zu einer Instanz, die über regionale Grenzen hinaus Resonanz erzeugt.
Frühe Jahre und Bühnenbeginn: Der Weg zur eigenen Bühne
Anfang der 1990er traf Rassau auf Volker Heißmann – der Beginn einer Partnerschaft, die den fränkischen Humor neu definierte. Bereits 1991 folgte die eigene Kleinbühne, kurz darauf die Kleine Komödie Fürth. Die Musikkarriere im Sinne der kleinkünstlerischen Tradition – mit Gesangs- und Parodieeinlagen, live arrangierten Nummern und Wort-Musik-Wechselspielen – legte das Fundament für den späteren Durchbruch. Der fränkische Regiolekt, präzise gesetzte Pausen, dialogische Kontrapunkte und klug gebaute Refrain-Punchlines (wiederkehrende Schlagworte, running gags) prägten früh ihre Handschrift.
Die mediale Aufmerksamkeit stieg mit regelmäßigen Radio- und Fernseheinsätzen; Rassau verfeinerte in dieser Phase sein komödiantisches Arrangement: klare Szenenkomposition, dramaturgische Steigerungsbögen und Figurenpsychologie im Miniaturformat. Dieser Formwille – zwischen Kabarett und Volkstheater – sollte stilprägend bleiben.
Waltraud & Mariechen: Kultfiguren mit Dialekt und Tiefgang
1997 wurden „Waltraud & Mariechen“ mit der Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“ einem Millionenpublikum bekannt. Die Figuren greifen auf die Tradition des bayerisch-fränkischen Volkstheaters zurück, aktualisieren sie jedoch mit Modernekitzel: Travestie als Verfremdung, Alltagsbeobachtung als Satire, Dialekt als musikalische Prosodie. Der unverkennbare Sprachklang wirkt hier wie ein rhythmischer Backbeat – er strukturiert die Pointe, stärkt die melodische Kontur des Satzes und verleiht den Szenen eine musikalische Gravitation.
Als performative Komposition funktionieren diese Sketche wie kurze Suiten: Exposition (Anlauf), Variation (Fehlhörer, Wortkaskaden, Missverständnisse), Kulmination (Konfliktballung) und Kadenz (Pointe). Damit entsteht ein Spannungsbogen, der den Zuschauer musikalisch anmutend durch die Dialog-Partitur führt und Rassaus Expertise in Timing und Artikulation hörbar macht.
Die Comödie Fürth: Theaterleitung als künstlerische Produzententätigkeit
1998 verwandelten Rassau und Heißmann das Berolzheimerianum in die Comödie Fürth – ein Schritt, der künstlerische Vision mit Unternehmertum verband. Im historischen Jugendstilbau mit 380 Plätzen werden seither Eigenproduktionen, Gastspiele und TV-Aufzeichnungen realisiert. Rassau agiert dort als Regisseur, Autor, Gastgeber und Ensemblegestalter; er etabliert Festivals, moderiert Reihen und sorgt für ein Programm, das von Boulevardklassikern bis zu neu arrangierten Operetten- und Musical-Adaptionen reicht.
Die Spielpläne dokumentieren eine kontinuierliche Produktionskraft: neue Programme, Wiederaufnahmen, TV-Aufzeichnungen sowie Sonderformate. Diese institutionelle Verankerung macht Rassau zu einem Kulturmacher, der die lokale Szene kuratiert und zugleich überregionale Strahlkraft erzeugt – ein Paradebeispiel für nachhaltige Kulturökonomie.
Auszeichnungen und Anerkennung: EEAT in Praxis
Die bayerische Kulturlandschaft würdigte Rassau und Heißmann früh: 2017 erhielten sie den Dialektpreis Bayern (Sonderpreis), 2018 den Bayerischen Verdienstorden. 2024 folgte der Karl-Valentin-Orden – eine Ehrung, die besonders Künstler auszeichnet, die Sprachwitz und Hintersinn in die Gegenwart transformieren. Diese Preise belegen Autorität und Vertrauenswürdigkeit, denn sie würdigen gelebte Qualität, Repertoirebreite und kulturelle Verantwortung.
Bemerkenswert ist die doppelte Verankerung: Einerseits die Anerkennung als Bühnenkünstler mit starker Live-Performance, anderseits die Rolle als Theaterunternehmer, der einen denkmalgeschützten Kulturort belebt. In Summe erfüllt Rassau damit das, was Suchmaschinen wie auch Kulturpublikum erwarten: eine belastbare, belegte Reputation.
Aktuelle Projekte 2024–2026: Touren, TV und neue Formate
Zu den jüngsten Programmhöhepunkten zählen die Tour „Lustbarkeiten“ und die weiterentwickelte „Sketchparade 6.0“, die zum Jahreswechsel 2025/26 in der Comödie Fürth gastierte. Im Fernsehen bleibt Rassau mit BR-Produktionen wie „Heißmann + Rassau“ präsent; 2025 liefen etwa neue Episoden („Karambolagen“, „Die Stadtführer“, „Fahrkartenkontrolle“) in der ARD-Mediathek. Diese TV-Formate basieren auf präzise arrangierten Sketchen, die Live-Spontaneität mit Fernsehregie in Einklang bringen.
Mit „Traumschiff Rambazamba“ inszeniert Rassau eine kabarettistische Show mit Musik- und Parodieelementen – ein Crossover, das seine musikalische Bühnenarbeit unterstreicht. Damit positioniert er sich weiterhin als Künstler, der Klang, Sprache und Szene zu einer Entertainment-Partitur verwebt und sein Repertoire fortlaufend erneuert.
Diskographie, Tonspuren und Live-Mitschnitte: Komödie zum Hören
Die Tonspur seiner Arbeit lässt sich auf gängigen Plattformen nachvollziehen: Live-Mitschnitte und Programme dokumentieren die Klangseite der Sketche – von „Im fränkischen Wirtshaus“ bis „Der Banküberfall“. Diese Aufnahmen zeigen, wie sorgfältig Rassau Pausen, Tempi und Betonungen als kompositorische Mittel nutzt. Das Publikum hört buchstäblich den Aufbau der Pointe, den Wechsel zwischen Off-Beat-Humor und zündendem Refrain-Gag.
Für die Diskographie eines Kabarettisten gelten andere Maßstäbe als im Pop: Repertoirepflege bedeutet hier, Klassiker zu veredeln, neue Nummern zu integrieren und mit aktuellen Themen zu verzahnen. Rassaus Tonveröffentlichungen belegen diese Entwicklungslinien und liefern die akustische Chronik einer Live-Kunst, die über Jahrzehnte gewachsen ist.
Stil und Technik: Dialekt als Groove, Szene als Partitur
Rassaus Stil steht für präzise Sprachmusik: Der fränkische Dialekt fungiert als rhythmisches Fundament, Wortspiele als melodische Verzierungen, Travestie als Klangfarbe. Figurenführung und Kostümwechsel werden wie instrumentale Wechsel organisiert: Sie markieren Takt- und Tonartwechsel innerhalb einer Nummer. Die Produktion des Bühnenabends gleicht damit einem Album – mit Intro, Singles, B-Seiten, Medleys und einer dramaturgischen Gesamtregie.
Die künstlerische Entwicklung zeigt zudem eine stetige Erweiterung des Ausdrucks: Operetten- und Musical-Adaptionen, Jazz-Operetten-Projekte, klassische Boulevardstoffe. Diese Vielseitigkeit erzeugt kulturelle Anschlussfähigkeit, ohne die eigene Handschrift zu verlieren – eine seltene Balance aus Tradition und Gegenwart.
Kultureller Einfluss: Heimat als Bühne, Bühne als Heimat
Mit der Comödie Fürth hat Rassau einen Ort geschaffen, an dem Unterhaltungskultur erfahrbar wird – nahbar, qualitätsbewusst, publikumsorientiert. Sein Wirken reicht von regionalen Traditionen („Fastnacht in Franken“) bis zu bundesweiten TV-Präsenzen; zugleich engagiert er sich in sozialen Feldern, moderiert Gesprächsreihen und unterstützt regionale Initiativen. Diese Verwurzelung in der Stadtgesellschaft erklärt die Beständigkeit seines Erfolgs.
Der kulturelle Einfluss zeigt sich nicht nur in Auszeichnungen, sondern im kollektiven Gedächtnis: Figuren wie „Waltraud & Mariechen“ sind zu Referenzpunkten fränkischer Populärkultur geworden. Sie verbinden Dialektpflege mit moderner Comedy – eine Verbindung, die sowohl die Identität einer Region als auch die Vielfalt des deutschsprachigen Kabaretts stärkt.
Fernsehpräsenz und Bühnenökosystem: Synergien, die tragen
Rassaus Karriere verknüpft Fernsehaufzeichnungen, Tourneeprogramme und Hausproduktionen. Die BR-Formate sichern Reichweite, die Comödie Fürth ermöglicht kreative Kontrolle und Produktionssicherheit, Tourneen liefern Feedbackschleifen aus neuen Publika. Dieses Ökosystem stützt künstlerische Qualität über Jahrzehnte – ein Best-Practice-Modell, das an Musik-Acts erinnert, die Studio, Bühne und Medienpräsenz strategisch verbinden.
So gelingt es Rassau, die eigene Marke fortzuschreiben: ein Premiumversprechen für sprachmusikalischen Humor, präzise inszenierte Nummern und liebevoll gebaute Figuren. Sein Publikum weiß, warum es kommt – und wird dennoch regelmäßig überrascht.
Fazit: Warum man Martin Rassau live erleben sollte
Weil sein Humor klingt: Er atmet Rhythmus, phrasiert Sprache, orchestriert Figuren. Weil seine Musikkarriere im Kleinkunst-Sinne – mit Gesang, Parodie und Timing – das Lachen hörbar macht. Weil seine künstlerische Entwicklung vom Kleinbühnenpionier zum Theaterleiter zeigt, wie konsequent Qualität ein Publikum findet und behält. Und weil seine Programme – ob „Lustbarkeiten“, „Sketchparade“ oder „Traumschiff Rambazamba“ – stets die Gegenwart spiegeln, ohne die Tradition zu verleugnen.
Wer Martin Rassau live erlebt, erlebt mehr als Witze: Man erlebt das Arrangement des Alltags zur Komödie. Oder kurz: Man hört die Musik der Pointe.
Offizielle Kanäle von Martin Rassau:
- Instagram: Kein offizielles Profil gefunden
- Facebook: Kein offizielles Profil gefunden
- YouTube: Kein offizielles Profil gefunden
- Spotify: Kein offizielles Profil gefunden
- TikTok: Kein offizielles Profil gefunden
Quellen:
- Wikipedia – Martin Rassau
- Heißmann & Rassau – Offizielle Website
- Heißmann & Rassau – Vita Martin Rassau
- Comödie Fürth – Offizielle Website
- Stadt Fürth – Martin Rassau: Traumschiff Rambazamba (Termine 2026)
- ARD Mediathek – Heißmann + Rassau: Karambolagen (07.03.2025)
- ARD Mediathek – Heißmann + Rassau: Die Stadtführer (14.03.2025)
- ARD Mediathek – Auf bairisch g’lacht!: Fahrkartenkontrolle (25.04.2025)
- Narrhalla München – Karl-Valentin-Orden (Preisträger 2024: Heißmann & Rassau)
- Bayerisches Landesportal – Dialektpreis Bayern 2017 (Sonderpreis für Heißmann & Rassau)
- Apple Music – Martin Rassau (Comedy/Live-Mitschnitte)
- Apple Music – Heißmann & Rassau (Live-Programme)
- Wikipedia: Bild- und Textquelle
